Wintersynode 2021: Kirchenkreis-Vereinigung

Pünktlich um 11 setzte die Synode des Evangelischen Kirchenkreise Wittgenstein am Mittwoch im Berleburger Bürgerhaus nach einer eigens eingeschobenen Pause ihre Beratungen fort. Für genau diese Uhrzeit stand auf der Wittgensteiner Tagesordnung - wie im Programm der parallel für den Kirchenkreis Siegen stattfindenden Synode - das Gespräch über die Ergebnisse der Synodalversammlung zur Machbarkeitsstudie „Vereinigung der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein“ und die Tendenz-Beschlussfassung dazu.

Superintendentin Simone Conrad beleuchtete den bisher zurückgelegten gemeinsamen Weg, ging nochmal dezidiert auf die Synodalversammlung ein, die gut zwei Wochen vorher mit Delegierten aus beiden Kirchenkreisen in der Siegerlandhalle stattgefunden hatte, und stellte die jetzt angedachten Beschlussfassungen vor. Nachzulesen ist all das auf der Homepage des Wittgensteiner Kirchenkreises. Zehn Minuten dauerte Simone Conrads Vortrag, dann gab es Mucksmäuschenstille und offenbar gar keinen Bedarf für eine Diskussion. Die Pressevertreter machten sich schon auf den Weg, um ein Foto von der Beschlussfassung zu machen, da beantragte Christine Liedtke, Pfarrerin der Kirchengemeinden Bad Berleburg und Girkhausen, geheime Abstimmung. Die Versammlungs-Leitung war darauf eingestellt, auch wenn es in diesem Fall etwas komplizierter war. Denn die 44 Stimmberechtigten, die an dieser Versammlung teilnahmen, waren nicht alle im Bürgerhaus: Sechs verfolgten die Synode zuhause am Bildschirm. Trotzdem konnten alle geheim abstimmen, ob sie die Vereinigung der beiden Kirchenkreise zum 1. Januar 2023 anstreben und bei der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) die Durchführung eines Anhörungsverfahrens dazu beantragen. Am Ende stand das Ergebnis: 31 sprachen sich dafür aus, acht dagegen, fünf enthielten sich der Stimme.

Doch damit war der Punkt noch nicht abgeschlossen. Kerstin Grünert hatte die Stille nach der Einbringung durch die Superintendentin als gespenstisch wahrgenommen und musste das den Mit-Synodalen auch sagen. Sie hätte sich statt dieser Stille eine lebendige Diskussion gewünscht, wie sie die aus der Wittgensteiner Synode kenne, so die Erndtebrücker Pfarrerin. Nicht als gebürtige Siegerländerin, sondern als jüngste Pfarrerin im Wittgensteiner Kirchenkreis und als optimistischer Mensch, hofft sie bei absehbar sinkenden Kirchenmitglieds-Zahlen, weniger Kirchensteuer-Einnahmen und einem drohenden Pfarrermangel auf den neuen, größeren Kirchenkreis. Auch Abenteuerdorf-Geschäftsführerin Silke Grübener sprach diese Stille an und brachte sie mit einer möglichen Entscheidung durch die Landessynode in Verbindung. Ihr liege viel an dem kleinen Wittgensteiner Kirchenkreis mit seiner Vertrautheit unter den Menschen und der Übersichtlichkeit in seinen Strukturen, der dies bei einer möglichen Fusion dann unbedingt mit in einen neuen, größeren Kirchenkreis einzubringen habe.

Der in Bad Berleburg anwesende Dr. Martin Bock ermutigte als Juristischer Ortsdezernent der beiden Kirchenkreise diejenigen, die dem Tendenz-Beschluss jetzt nicht zustimmen konnten, dass sie den Kreissynodalvorstand als Leitungsorgan des Kirchenkreises konkret über ihre „Bauchschmerzen“ informierten - noch vor den nächsten Schritten der Landeskirche. Im kommenden Frühjahr nimmt die EKvW mit allen Kirchengemeinden Kontakt auf, die dann alle für die Vereinigung votieren oder sich der Stimme enthalten müssen. Klappt das nicht, droht die angesprochene Entscheidung über das mögliche Zusammengehen des Siegener und des Wittgensteiner Kirchenkreises bei der EKvW-Landessynode. Bei der Siegener, digital abgehaltenen Synode war das Ergebnis in seiner Grundaussage das gleiche wie in Wittgenstein, in seinen Zahlen aber deutlicher. Hier sprachen sich 102 Synodale für eine Vereinigung aus, zwei stimmten dagegen, neun enthielten sich ihrer Stimme.

Kirchenkreis-Vereinigung - Ergebnisse der Synodalversammmlung und Tendenzbeschluss: zum Herunterladen
Einbringung von Superintendentin Simone Conrad:zum Herunterladen