Wehmut und Einmütigkeit

Im Abenteuerdorf traf sich der Kirchenkreis Wittgenstein zu seiner letzten Synode

Zu seiner letzten Synode kam der Evangelische Kirchenkreis Wittgenstein jetzt im Abenteuerdorf in Wemlighausen zusammen. Immer wieder schien während des halbtägigen Treffens ein wenig Demut durch, deshalb ist es vielleicht wichtig, den Weg zur Vereinigung der beiden Nachbar-Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein noch einmal zu beleuchten.

In einem Kirchenkreis gibt es neben dem Gemeindeleben-Alltag viele weitere Aufgaben, die es unbedingt zu erfüllen gilt. Dazu gehört es außer vielem Anderen auch, wahrzunehmen, wie es Christinnen und Christen in anderen Teilen der Welt geht, es gilt, die Glaubensgeschwister über den eigenen Tellerrand hinaus im Blick zu behalten, als Körperschaft des öffentlichen Rechts müssen in der Kirche zahllose Formalien berücksichtigt und eingehalten werden, es braucht viel Verwaltung, weitreichende Anforderungen machen die Arbeit im kreiskirchlichen Finanzausschuss anstrengend, ein Vorsitz hier ist kaum ehrenamtlich zu leisten, so bleibt diese Arbeit an jemandem aus der Pfarrerschaft hängen, der ja eigentlich seinen Beruf aus ganz anderen Gründen ergriffenen hat.

Gleichzeig sinken auch im Wittgensteiner Kirchenkreis die Mitgliedszahlen, zwar nicht so stark, aber kontinuierlich, während man für eine Pfarrstelle immer mehr Gemeindeglieder braucht. Eine ganze Weile schon macht man sich deshalb auch im Kirchenkreis für ganz Wittgenstein sowie Eslohe, Schmallenberg und Winterberg Gedanken, wie lange die immer weniger werdenden Pfarrerinnen und Pfarrer die vielen Aufgaben schultern können. Vor einiger Zeit ging man deshalb auf den sehr viel größeren Nachbar-Kirchenkreis Siegen zu, seit der Sommersynode 2019 wurde über die Vereinigung beider Kirchenkreise nachgedacht. Auf vielfältige Weise näherte man sich aneinander an, begegnete sich. Nachdem im Frühjahr 2022 von den 14 Kirchengemeinden in Wittgenstein und Hochsauerland zehn für die Vereinigung stimmten, drei sich ihrer Stimme enthielten und nur eine dagegen votierte, es im Siegerland aber zwei Gegenstimmen - darunter auch die einer sehr großen Kirchengemeinde - gab, musste im Juni die Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen über die von einer breiten Mehrheit der heimischen Kirchengemeinden gewünschte Vereinigung abstimmen. Die Landessynode sprach sich bei elf Enthaltungen mit 120 Ja- und fünf Nein-Stimmen klar für die Vereinigung aus.

Der neue Kirchenkreis entsteht zum 1. Januar 2023 und wird nach deutlichen Ergebnissen bei den Kreissynoden für Siegen und Wittgenstein Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein heißen, von Drolshagen im Westen bis nach Winterberg im Osten, von Eslohe im Norden bis nach Burbach im Süden reichen und rund 135.000 Gemeindeglieder in 36 Kirchengemeinden haben.

Geleitet wird der Kirchenkreis zunächst von einem Bevollmächtigten-Gremium (BVG), das sich fast paritätisch aus den ehemaligen Kreissynodalvorständen in Siegen und Wittgenstein zusammensetzt. Von Wittgensteiner Seite gehören der Oberndorfer Pfarrer Oliver Lehnsdorf als Scriba, also Schriftführer, der Laaspher Pfarrer Steffen Post als Theologisches Mitglied sowie die Wemlighäuserin Edith Aderhold, die Steinbacherin Helga Afflerbach, der Schmallenberger Dr. Wolfgang Pollinger und der Berleburger Christian Schneider dazu. In der Stellvertretung sind der Pfarrer von Dorlar-Eslohe, Peter Liedtke, die Berghäuser Pfarrerin Berit Nolting sowie der Fischelbacher Thorsten Betz und der Girkhäuser Klaus Saßmannshausen. Nach den Presbyteriums-Wahlen im Frühjahr 2024 werden die neue Superintendentin oder der neue Superintendent sowie der neue Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein gewählt. Bis dahin ist der bisherige Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg in einer 100-Prozent-Stelle Vorsitzender des BVG, seine Stellvertreter sind jeweils mit einem 50-prozentigen Dienstauftrag der Olper Pfarrer Martin Eckey und dessen Wittgensteiner Kollegin Kerstin Grünert. In Zusammenarbeit mit Kirchenkreis und Landeskirche werden aktuell Möglichkeiten zur Unterstützung von Pfarrerin Kerstin Grünert in der Erndtebrücker Gemeinde geprüft. Spätestens im Frühjahr soll es hierfür eine klare Perspektive geben.

Simone Conrad hatte bereits bei ihrer Wahl zur Superintendentin vor knapp zweieinhalb Jahren signalisiert, dass sie für kein Amt in dem neuen Kirchenkreis zur Verfügung stehen werde. Sie wird ab März 2023 für die Evangelische Kirche von Westfalen im Pastoralen Dienst im Übergang außerhalb des neuen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein arbeiten.

Das Berleburger Haus der Kirche an der Schloßstraße ist in seinem Bestand bis 2026 gesichert, genau wie das Abenteuerdorf Wittgenstein. Für die zwei sehr unterschiedlichen Modelle der Jugendarbeit gibt es bereits klare Konzeptionen für die Zukunft, bei der Wittgensteiner Synode im Abenteuerdorf wurde den Synodalen signalisiert, dass es künftig sogar mehr Personal geben könnte. Für beide Solidarräume, also für das Kommunalgebiet Bad Laasphe und Erndtebrück einerseits sowie für das Berleburger, Esloher, Schmallenberger und Winterberger Kommunalgebiet andererseits, könne es künftig möglicherweise jeweils anderthalb Stellen geben, so Simone Conrad in ihren Ausführungen während der letzten Wittgensteiner Synode.

Alle Abstimmungen bei dieser historischen Zusammenkunft fielen einmütig aus. Kreissatzung, Synoden-Geschäftsordnung und Finanzsatzung des neuen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein wurden einvernehmlich verabschiedet, auch der Haushalt für den neuen Kirchenkreis sowie weitere Einzelpläne wurde einstimmig beschlossen, manchmal mit der einen oder anderen Enthaltung.