Aber die Weihnachts-Palme gab's nur zuhause

Pfarrer Rafael Dreyer aus Wemlighausen erinnert sich an seine Zeit in Ghana

„Afehyiapa“ ist Twi und heißt auf Deutsch „Frohes Fest“. Das hat Rafael Dreyer in den vergangenen Jahren oft selbst gesagt und noch öfter gehört, die Weihnachtsfeste von 2017 bis 2021 hat er mit seiner Familie in Ghana verbracht, dem Geburtsland seiner Ehefrau Esther. Seit dem Sommer leben die Beiden mit ihren Kindern Sara und Sergio in Wemlighausen, seit November ist Rafael Dreyer Pfarrer in den Kirchengemeinden Bad Berleburg, Girkhausen und Lukas. Auch in der ghanaischen Hauptstadt Accra arbeitete er im Auslandsdienst als Pastor. Und so kann er gut erzählen, wie sich das Weihnachtsfest der Presbyterian Church of Ghana von dem bei uns unterscheidet.

So kämen in Ghana zu Weihnachten gar nicht so viel mehr Menschen als sonst zur Kirche, denn dort seien immer viele Besucherinnen und Besuchern in den Gottesdiensten. Zu den Krippenspielen der Kinder in Ghana gehörten viele einstudierte Gesänge und Tänze, deshalb würden diese „über mehrere Stunden aufgeführt“. Zudem erinnert sich Rafael Dreyer, der in Coventry Zivildienst leistete und in London studierte, gern an spezielle Heiligabend-Gottesdienste in Accra, in denen sich neun Bibelstellen und eben soviele Weihnachts-Lieder abwechseln, ein Erbe der britischen Kolonialzeit in Ghana. Hier weist der Pfarrer auf einen deutlichen Unterschied hin: „Die deutsche Fixierung des Festes auf den Heiligen Abend findet man in Ghana nicht. Weihnachten wird am 25. Dezember gefeiert.“

Dann gebe es mehrere Gottesdienste, am ersten und am zweiten Feiertag. In seiner Gemeinde in Accra sei zu Weihnachten die Konfirmation zelebriert und auch gern getauft worden. Allerdings veränderten sich die Dinge durch einen sehr viel stärkeren Einfluss der Pfingstkirchen: „Auch in den historischen Kirchen wie der Presbyterian Church of Ghana rückt die traditionelle Bedeutung der kirchlichen Feste wie Weihnachten etwas in den Hintergrund. Das bedeutet aber zur gleichen Zeit eine Intensivierung der Spiritualität. Viele Kirchen nutzen die Zeit am Ende des Jahres für Evangelisationen.“

Ein genereller Unterschied ergebe sich durch die unterschiedlichen Positionen von Deutschland und Ghana auf der Weltkugel: „Da das Land in der Nähe des Äquators liegt, geht die Sonne das ganze Jahr zur gleichen Zeit auf und unter. Daher gibt es nicht die dunkle Winterjahreszeit und die langen hellen Sommerabende. Daher sind die Lichter und Lampen, die in Mitteleuropa die dunkle Jahreszeit um Weihnachten herum erleuchten, in diesem tropischen Land nicht weit verbreitet. Auch Kerzen werden überwiegend nicht verwendet.“

Im Zusammenhang mit den stimmungsvollen Lichtquellen erinnert sich Rafael Dreyer an eine konkrete Begebenheit in Accra. Einmal habe die deutsche Kirchengemeinde am vierten Advent auf dem Altar der großen Ridge Church, wo die Gemeinde zu Gast sei und Gottesdienste feiere, einen Adventskranz mit vier erleuchteten Kerzen aufgestellt: „Aber die vielen Decken-Ventilatoren haben so viel Luft verwirbelt, dass die Kerzen schnell ausgegangen sind.“

Und an einer Stelle hätte sich der Pfarrer sogar einen größeren Unterschied gewünscht: „Die Presbyterian Church of Ghana und das Land im Allgemeinen hat die Tradition des europäischen Weihnachtsbaumes seit vielen Jahrzehnten übernommen. In den Kirchen stehen große Plastikbäume, meist chinesischer Produktion. Einmal habe ich im Presbyterium meiner Gemeinde in Accra angeregt, man könnte doch eine Palme nehmen und diese weihnachtlich schmücken. Dieses Ansinnen wurde mit freundlichem Interesse aufgenommen, aber nicht umgesetzt. Die europäische Tradition ist zu stark in den Köpfen verwurzelt. Bei uns in der Familie haben wir einen kleinen Palmbaum geschmückt.“ Und hier schließt sich der Kreis: Wie in Deutschland ist auch in Ghana Weihnachten ein Fest der Familie.

Soviel von Rafael Dreyer zu Ghana. Ach ja, er weiß übrigens auch, was man sagt, wenn man „Afehyiapa“ hört: „Afe nkɔ mmɛto yɛn”, zu Deutsch: „Auf dass wir uns im neuen Jahr wieder sehen."