Wintersynode 2021: Innovationspreis
Seit 2013 wird in ungeraden Jahren im Wittgensteiner Kirchenkreis der Innovationspreis „Schatz im Acker“ vergeben. Dem unermüdlichen großen Einsatz und vielen kreativen Ideen in den Kirchengemeinden und Arbeitsbereichen sollte so zwischen Eslohe, Erndtebrück und Elsoff eine Bühne geboten werden, um frische Einfälle vorzustellen und vielleicht sogar andere zum Nachahmen einzuladen. Außerdem winkten den Siegern Preise, 2000 Euro wurden alle zwei Jahre verteilt. Und die gibt es diesmal wieder. Insgesamt sechs Bewerbungen gingen beim Kirchenkreis ein. Auch wenn das eine oder andere Projekt aus der Corona-Not geboren war, so waren doch sehr schöne Kinder darunter. Der Kreissynodalvorstand beschäftigte sich mit den Vorschlägen: Im Leitungsgremium des Kirchenkreises waren alle Anwesenden abstimmungsbrecht, sie hatten je zehn Punkte zu verteilen. Gewinner und Letztplatzierter waren in dieser Siegerliste klar, die vier Projekte im Mittelfeld lagen ganz dicht beieinander. So gibt es diesmal vier zweite Plätze, einen ersten und einen dritten. Ausgezeichnet wurden die Erfolgreichen jetzt bei der Kirchenkreis-Synode im Berleburger Bürgerhaus.
Auf dem dritten Platz landete die Kirchengemeinde Feudingen, die zum allerersten Mal am Wettbewerb teilnahm. Gemeindepädagoge Johannes Drechsler hatte für die Oberlahntaler ein für alle Interessierten offenes Musik-Proben-Konzept eingereicht. Das Ergebnis der alle 14 Tage stattfindenden Übungsstunden war jüngst beim Buß- und Bettag in Feudingen zu hören, den die neue Band gemeinsam mit dem Dorf-Jugend-Posaunenchor und den Konfis gestaltete. Aber die Pläne sind noch größer: „Zukünftig sollen die Proben im ehemaligen Pfarrhaus in Feudingen stattfinden. Die Gelder für die Umbaumaßnahmen sind schon vom Presbyterium genehmigt worden“, so Johannes Drechsler in der Bewerbung. Dabei würden diese Arbeiten von Ehrenamtlichen unter Anleitung eines Handwerksmeisters umgesetzt. Für dieses Projekt auf dem dritten Platz gab es 100 Euro, die zwar keine großen Sprünge machen lassen, aber doch eine Anerkennung sind.
Zweite Plätze gab es in direkter Nachbarschaft, zweimal war die Kirchengemeinde Erndtebrück erfolgreich, beide Projekte hatten die Ortspfarrer Kerstin Grünert und Jaime Jung im Team entwickelt und ausgestaltet, wobei sie immer Teilnehmende von außen ansprachen. Die Vielfältigkeit der Kirchengemeinde, von der sich unterschiedlichste Menschen zur Mitarbeit einladen ließen, wurde in der Mitmachkrippe „Von Erndtebrück nach Bethlehem“ deutlich. Alle Interessierten waren eingeladen, sich selbst in der Kirche in ein Modell vom Ort Erndtebrück einzubauen, so die Bewerbung: „Mit einem Foto oder einer Figur. Zum Beispiel mit einer Klopapier-Papprolle als Körper und dann den Kopf noch ganz besonders gestaltet. Ziel sollte es sein, dass neben Maria und Josef und dem Jesuskind auch ganz viele Menschen dabei waren. Nachhaltig und individuell. Schließlich hat das Geschehen von damals ja auch noch heute Bedeutung, deshalb gehören wir zur Krippe dazu. Durch die offene Kirche war das Projekt auch jederzeit barrierefrei zugänglich.“ Zu sahen waren Einzelpersonen, Paare, Familien, Schulklassen, Kindergarten-Gruppen und sogar ein Theater-Team. Das andere Projekt war eigentlich ein altbekanntes, aber 2020 wanderte corona-bedingt der vor Ort beliebte Lebendige Adventskalender in die digitale Welt aus, wie die Bewerbung ausführte. „Wir hatten seit März schon einen YouTube-Kanal für die Kirchengemeinde errichtet und das Format von Videoandachten in der Gemeinde etabliert. Erst war der Gedanke, Menschen als Gastgeber einzuladen und selbst Videos schicken zu lassen. Aber es sollte ein einheitliches Format geben, um den Wiedererkennungswert zu garantieren. Daher entschieden wir uns, die Videos selbst zu produzieren und Menschen zum Drehen einzuladen.“ Dieser sehr professionelle Ansatz machte zwar ganz viel Arbeit, aber die Ergebnisse konnten sich sehen lassen, bis heute noch auf dem YouTube-Kanal. Rechnet man die Anklick-Zahlen für die 24 Tage zusammen, dann sind es bis dato gut 27.500. In der Berleburger Kirchengemeinde und für die Gemeinden Arfeld und Raumland gab es 2020 ebenfalls gute digitale Adventskalender, die sind heute nicht mehr abrufbar - und von dort gab es auch keine Bewerbungen.
Die Berleburger Kirchengemeinde hatte sich stattdessen mit ihrem Angebot „Kirche bewegt“ beworben und ebenfalls einen zweiten Platz geholt. Auf eindrucksvolle Weise wurde dafür von Pfarrerin Claudia Latzel-Binder und Sporttherapeutin Heike Winter die nicht ganz alltägliche Brücke zwischen Bibel und Bewegung geschlagen, wie die Bewerbung ausführte: „An fünf fest verabredeten Abenden werden biblische Texte mit Körpererfahrungen verbunden. Körperübungen, meditative und exegetische Elemente wechseln einander ab und erklären sich gegenseitig. In einer festen Gruppe von maximal 10 Teilnehmer*innen wird in geschützter Atmosphäre gearbeitet. Die Teilnehmer*innen haben eine Gymnastikmatte dabei und werden von einer Bewegungstherapeutin und einer Pfarrerin angeleitet.“ Und nach dem ersten Kurs berichtete Claudia Latzel-Binder schon von Reaktionen: „Die ersten Rückmeldungen sind überwältigend positiv. Die Mischung aus biblischen Texten und Körperübungen wird als intensive spirituelle Erfahrung und Bereicherung beschrieben.“
Der vierte zweite Platz blieb ebenfalls auf dem Gebiet der Berleburger Kirchengemeinde, aber die Bewerbung hierfür hatte das Abenteuerdorf Wittgenstein gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit eingereicht. Silke Grübener erläuterte als Abenteuerdorf-Geschäftsführerin darin erstmal das Projekt mit dem englischen Namen, das Jugendliche möglicherweise schon von allein mit Inhalt füllen können: „»Actionbound« wurde mit der Grundidee entwickelt, die aktuellen Technologien gemeinsam mit klassischen pädagogischen Methoden zu nutzen.“ Mit Tablet oder Smartphone wird so eine interaktive Schnitzeljagd zur spielerischen Vermittlung von Lerninhalten für Gruppen möglich. Und falls diese Form vielleicht nicht gleich für jeden klar greifbar ist, der Inhalt ist es auf jeden Fall, wenn Silke Grübener ausführt: „Das Thema des ersten Actionbound im Abenteuerdorf lautet »Mit Jesus unterwegs« und beschreibt in acht auf dem Außengelände des Abenteuerdorfes verteilten Stationen biblische Inhalte von Jesu Geburt über verschiedene Begegnungs- und Heilungsgeschichten bis hin zur Kreuzigung und Auferstehung.“ Für alle zweiten Plätze bekamen die ausgezeichneten Kirchengemeinden und Arbeitsbereiche je 350 Euro.
Die 500 Euro für den ersten Platz beim Innovationspreis gingen ans Kirchenkreis-Kompetenzzentrum für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit, das 2021 dazu eingeladen hatte, sich Schritt für Schritt dem Osterfest zu nähern. Daniel Seyfried hatte als Leitender Jugendreferent im Kirchenkreis gemeinsam mit der Fischelbacherin Birthe Becker-Betz das Projekt ausgearbeitet, dazu die Bewerbung: „Der »Ostergarten@home« wurde so konzipiert, dass die Teilnahme mit wenig Aufwand und von zu Hause aus möglich war. Ziel war es, die ganze Familie zu beteiligen und Jesu Leidensweg in den Mittelpunkt zu stellen. Jede Woche in der Passionszeit gab es eine neue Jesus-Geschichte, die kindgerecht erzählt und dargestellt wurde und mit einem alltagsnahen Kurzimpuls verknüpft wurde. Passend zum Thema wurde etwas gebastelt, so dass der Ostergarten wöchentlich ausgebaut, erweitert und verschönert wurde. In den Familien konnte gesungen werden, deshalb wurden auch Bewegungslieder aufgenommen, die mitgesungen werden konnten.“ Am Ende waren es rund 140 offiziell Teilnehmende, wobei es auch inoffizielle gab, die ohne Material-Zusendungen und nur durch die Videos auf dem Kirchenkreis-YouTube-Kanal angeleitet mitmachten. Daniel Seyfrieds Fazit war eindeutig „Nach dem erfolgreichen ersten Versuch überlegen wir, weitere Aktionen medial zu gestalten. Auch wenn ein Treffen in Präsenzform wieder möglich ist, hat das Onlineformat Vorteile. Denn zeitlich und örtlich unabhängig kann darauf zugegriffen werden, wir waren erstaunt über das große Interesse. Das macht einfach Lust auf mehr.“
Das hört sich nach neuen Ideen für den nächsten Innovationspreis an, bis dahin kann man sich aber auch von den jetzt ausgezeichneten Projekten inspirieren lassen.
Bewerbung 1: Digitaler Adventskalender - Kirchengemeinde Erndtebrück
Gemeindebrief-Artikel dazu
Link-Liste dazu
Bewerbung 2: Kirche bewegt - Kirchengemeinde Bad Berleburg
Bewerbung 3: Actionbound - Abenteuerdorf Wittgenstein und Kompetenzzentrum für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit
Bewerbung 4: Mitmach-Krippe - Kirchengemeinde Erndtebrück
Bilder dazu
Gemeindebrief-Artikel dazu
Bewerbung 5: Ostergarten@home - Kompetenzzentrum für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit
Diaschau dazu
Bewerbung 6: Offene Band-Proben Kirchengemeinde Feudingen